St. Annen — Neues Spital
Das Spital St. Annen, das Neue Spital, war ein Krankenhaus in Eisenach. Das zeittypische Siechenhaus befand sich in der Fischerstadt, einer Vorstadt, unmittelbar vor dem Georgentor. Zum Spital gehörte die St.-Annen-Kapelle, die später zur St.-Annen-Kirche erhoben wurde. Von der Kapelle bzw. Kirche erhielt das Spital im 18. Jahrhundert seinen Namen. Vorher hieß es einfach das Neue Spital — in Unterscheidung zum Alten Spital.
Die St.-Annen-Kapelle wurde angeblich von der Heiligen Elisabeth begründet. Über dem Eingangsportal ist die Jahreszahl 1226 zu lesen. Der Legende nach ist das das Jahr, in dem durch Elisabeth das Hospital an der Wartburg eingerichtet wurde. Die Kirche selbst ist deutlich jünger. Auch wurde der Torbogen erst im 17. Jahrhundert gefertigt. Möglicherweise gehen Spital und Kapelle auf eine Neugründung nach dem Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg zurück, während dem das Siechenhaus auf dem Elisabeth-Plan an der Wartburg zerstört wurde. Vorher befand sich an der Stelle des Neuen Spitals vermutlich ein Vorwerk der Eisenacher Ratsfamilie Hellgreve. 1309 wird das Neue Spital als vermögend geschildert. Es brannte beim ersten Eisenacher Stadtbrand 1343 aus, wurde aber umgehend wieder erneuert.
1506 hatte die Kapelle drei Altäre und wurde auch nach der Reformation von den Spittelleuten und Anwohnern für — jetzt evangelische — Gottesdienste benutzt. Während des Dreißigjährigen Krieges, von 1634 bis 1639, wurde die Kapelle erneuert und zur Gemeindekirche erweitert. Die Portale an der Südseite sind dieser Bauphase zuzuordnen.
Herzog Ernst August bestimmte die Annenkirche 1743 zur Garnisonskirche und ließ sie mit zwei Emporen neu einrichten. Nachdem sie in der Zeit der Befreiungskriege zu militärischen Zwecken benutzt worden war, ist der Bau mehrfach wieder erneuert worden, namentlich im Jahre 1875. Hierbei wurden auch die noch im Hof befindlichen alten Gebäude des Annenspitals abgebrochen.
Im Jahr 1883 beschloss die Eisenacher Stadtverwaltung den Bau eines zeitgemäßen Alters- und Pflegeheims. Hierzu wurde ein benachbarter Bauplatz an der heutigen Hospitalstraße bestimmt. Die bisher an unterschiedlichen Standorten in der Stadt befindlichen Spitäler St. Justus und St. Spiritus wurden in diesem Neubau zusammengefaßt. Im Clemensspital wurde gleichzeitig eine Männerabteilung von St. Annen untergebracht.