St. Clemens — Altes Spital
Das Hospital St.-Clemens, auch als Altes Spital bezeichnet, war ein Kranken- bzw. Siechenhaus in Eisenach, dessen Ursprünge am westlichen Ende der heutigen Katharinenstraße auf einer Anhöhe beim Dorf Stieg vermutet werden. Nach seiner Verlegung befand es sich bis zum Bau der Langensalzaer Straße neben der zugehörigen Clemenskapelle, welche praktisch das letzte bauliche Zeugnis darstellt. Ähnlich wie das Schwesterkirchlein St. Spiritus war auch die Clemenskapelle mit einem kleinen Kirchhof versehen.
Vermutlich hat Landgraf Hermann I. wegen der beabsichtigten Gründung des Katharinenklosters im Jahr 1214 die Verlegung des nahe gelegene Alten Spitals vor das Nikolaitor an den Steinweg veranlaßt. Das Siechenhaus war ursprünglich in ziemlicher Entfernung von der Stadt an einem wichtigen Handelsweg erbaut worden, seine Entstehung fällt wahrscheinlich in die Zeit der Gründung der Stadt Eisenach.
Als Aussätzigenhaus ist es am Steinweg für das Jahr 1295 bezeugt. Für das Jahr 1713 wird es als derart baufällig geschildert, daß eine größere Reparatur notwendig wurde. Da zu jener Zeit Siechenhäuser durch den Rückgang der Lepra ihre ursprüngliche Bedeutung bereits verloren hatten, diente das Gebäude als allgemeines Hospital für Bürger aus den ärmeren Bevölkerungsschichten beiderlei Geschlechts.
Mutwilligen Zerstörungen während des Rückzug der Franzosen 1813 durch Eisenach machten den Neubau von 1815 erforderlich. Danach wurden nur Personen männlichen Geschlechts aufgenommen. Die Zahl der Pfründner wurde auf 10 Personen festgesetzt, ein Hausvater und einer Magd waren für die Betreuung zuständig.
Die zum Hospital gehörige kleine Clemenskapelle hatte ebenfalls erhebliche Beschädigungen erlitten und wurde nicht immer ihrer Bestimmung gemäß für den Gottesdienst genutzt. Im 18. und 19. Jahrhundert diente sie vorwiegend als Holzschuppen und Ziegenstall des Männersiechen. 1866 wurde die Kapelle auf Veranlassung der Leitung der Träger-Stiftung des St. Annen-Hospital und des Geheimrat Thon, dem Commisair des Armenwesens, wieder für gottesdienstliche Handlungen instand gesetzt. In diesem Zusammenhang wurden die Außenwände durch vier Strebepfeiler abgestützt, ein Anbau an der Nordseite entfernt und im Inneren eine hölzerne Flachdecke eingezogen.
Die Mauern, die Fenster der Nord- und Ostseite sowie einige Details stammen noch aus der Bauzeit der Kapelle im 13. Jahrhundert. Das Gebäude besteht im Inneren aus zwei Bereichen: Der Hauptraum (Schiff) besitzt eine Länge von nur 5,92 Meter und eine Breite von 4,47 Meter; der anschließende Chor ist 5,50 Meter lang und 2,80 m breit. Die Kapelle verfügt über mehrere, spitzbogige, aber recht schmale Fenster, die mit farbigem Glasscheiben gefüllt sind. Auf dem ziegelgedeckten Dach ist mittig ein Glockentürmchen aufgesetzt. Im Inneren der Kapelle erkennt man noch einige romanische Baureste aus der Entstehungszeit.
Ein Katasterplan von 1840 zeigt die Kapelle umgeben von einem Hospitalgebäude — dem „Männersiechenhaus“ und weiteren Nebengebäuden inmitten eines Wiesen- und Gartengeländes, dem ehemaligen Friedhof des Spitals.
1885 werden alle Insassen von St. Clemens — allerdings nur für kurze Zeit — in das gerade frei gewordene St. Spiritus-Spital umgesiedelt.
1886 nochmals saniert, wurde eine Männerabteilung von St. Annen eingerichtet. 1904 wurde das Hospital im Zuge der neuen Bahnlinien- und Straßenführung abgerissen.
Ab 1906 war die Kapelle wieder dem Verfall preisgegeben. Die Straßenbauarbeiten Clemensstraße und Langensalzaer Straße unmittelbar neben dem Gebäude hatten zu erheblichen Beschädigungen geführt. 1929 erfolgte eine Erneuerung durch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Eisenachs. 1965 wurde das Bauwerk neu gedeckt, verputzt und renoviert. In den Jahren 2003 und 2004 wurde die Kapelle durch die Sankt-Annen-Stiftung umfangreich saniert. Trotz stetiger Erschütterungen durch den Straßenverkehr auf der am Bauwerk vorbeiführenden Bundesstraße 19 traten seit dem am Gebäude keine statischen Risse mehr auf, auch wenn der 2003 aufgebrachte Putz Anfang 2014 erste Risse aufweist.