Das Kloster am Elisabethplan
Im Zuge der Vorbereitungen auf das Elisabeth-Jahr 2007 und die 3. Landesausstellung fanden 2006 archäologische Grabungen am Elisabethplan — dem Standort des ehemaligen Elisabeth-Hospitals unterhalb der Wartburg — statt.
Der Elisabethplan weist eine künstliche Terassierung auf. Nach der historischen Überlieferung befand sich dort ab 1225 ein unter der Landgräfin Elisabeth und späteren Heiligen errichtetes Hospital bzw. Siechenhaus. Vermutlich bestand die Anlage aus hölzernen Bauten sowie einer kleinen Kapelle und wurde wahrscheinlich während der Belagerungen im Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg zerstört.
Landgraf Friedrich II. (* 1310, † 1349), genannt der Ernsthafte, ließ dort, angeblich durch einen Traum seines Kanzlers veranlaßt, 1331 eine Kirche mit Kloster, einer Brauerei und weiteren Wirtschaftgebäuden errichten und übergab die Anlage den Franziskanern. Sie entwickelte sich in den folgenden beiden Jahrhunderten zu einem regional wichtigen Wallfahrtsort. Zu Pfingsten wurden dort die irdischen Reliquien der Heiligen Elisabeth ausgestellt. Das Wasser der Quelle soll besonders bei Augenleiden geholfen haben und die Berührung der Reliquien soll Frauen, die ihrer Niederkunft entgegen sahen, eine glückselige und schnelle Geburt bewirkt haben.
Dieses Kloster bestand bis 1525 und wurde anschließend als Steinbruch genutzt. Schon vor dem Dreißigjährigem Krieg waren die Gebäude samt Kirche verschwunden, lediglich der Elisabethbrunnen fungierte bis 1886 als Hauptwasserversorgung der Burg. Mit Eseln wurde einst das Wasser auf die Burg gebracht. Die Quelle gab auch den Ausschlag für die Landgräfin, dort das Hospital zu errichten.
Auf Veranlassung des Wartburgarchitekten Hugo von Ritgen wurden 1851 im Umfeld des Elisabethbrunnens Schachtungs- und Planierungsarbeiten durchgeführt. Dabei stießen die Arbeiter auf massive Grundmauern einstiger Gebäude, Nachforschungen unterblieben jedoch. Burgwart Hermann Nebe untersuchte 1924 bis 1925 das Gelände, als man bei Anlage eines kleinen Rosengartens erneut Mauerreste und Kleinfunde freilgegt hatte.
Das landesgeschichtlich interessante Gelände wurde in der DDR als Bodendenkmal ausgewiesen und durch das Museum für Ur- und Frühgeschichte Weimar und das Wartburgmuseum betreut. In den Jahren 1957 bis 1960, 1964 und 2006 erfolgten Grabungskampagnen mit dem Ziel, die bauliche Entwicklungsgeschichte des Klosters und noch erhaltene Gebäudestrukturen zu analysieren. Hierbei wurden mehrere Bauphasen und zahlreiche Details der Anlage bekannt.
Die Grabungen von 2006 rückten nun die Lage von Hospital und später des Klosters in ein anderes Licht. Gefunden wurde dabei der Grundriss des vermutlichen Hospitalgebäudes ab 1225. Es war 7x10 Meter groß und die Mauern hatten eine Stärke von 0,85 Metern. Die Öffnung zeigte nach Süden. Dieses Hospital soll von der Heiligen Elisabeth angelegt worden sein. Später sei an dieser Stelle die Klosterkirche und ein Klausurgebäude errichtet worden. Baumaterialien würden, nach jetzigen Erkenntnissen, auch aus dem Hospital stammen. Die Kirche hatte eine Größe von 25x12,20 Meter, die Mauer war ein Meter stark. Reste von Fenster (Maßwerkfenster) und Fußboden sowie verschieferte Dachreiter und Dachdeckungen wurden gefunden. Die Grabungen zeigten den Verlauf der Klostermauer des 15. Jahrhunderts mit einem Tor nach Westen (1441) und einer Pforte nach Osten. Diese Mauer umschloss eine Fläche von 100x70 Meter.
Sichtbar sind nun Mauerverläufe und Mauerreste, die die Anordnung von Gebäuden auf dem Elisabethplan zeigen. Dort, wo heute das Denkmal der Heiligen Elisabeth steht, wenige Zentimeter davor und in 30 cm Tiefe, fanden die Archäologen Teile des Fußbodens der Kirche.
Gefunden wurde außerdem auch ein riesiger Müllberg an der Pforte, der neben Scherben jedoch nur wenige Erkenntnisse brachte. Interessant sind jedoch die drei Bestattungen, die im Kloster gefunden wurden. Dabei handelt es sich um zwei bestattete Mönche, die in unmittelbarer Nähe zur Kirche in der Erde lagen.
Ein weiteres Skelett wurde im Klostergelände aber weitab von der Mauer gefunden. Die Person sei «verscharrt» und nicht christlich bestattet worden. Das erkannten die Archäologen an Steinen, die auf dem Skelett lagen. Zeitliche Zusammenhänge lassen die Vermutung zu, daß es sich um die sterblichen Überreste des Wiedertäufers Fritz Erbe handeln könnte, der 1548 unterhalb der Burg vergraben worden sein soll. Eine Knochenuntersuchung kann genauen Aufschluss geben.