Elisabethen-Brunnen und Garten

Den Brunnen der heiligen Elisabeth zeigt in Eisenach dem Wandrer jedes Kind. Eine klare, reine, frische Quelle sprudelt er am Fuß der Wartburg, selbst ein lebendiger Sagenborn, und in ihrem Garten nahe dabei blühen ewig, wenn auch nicht sichtbar für einen jeglichen, jene Wunderrosen fort.

Die mildthätige Fürstin Elisabeth weilte oft und gern an dem Brunnen, der noch heute ihren Namen führt, in seiner Nähe legte sie einen Garten an, in seiner Nähe erbaute sie das Siechenhaus für Arme und Preßhafte. Sie wusch am Brunnen mit eigner hoher Hand die Kleider ihrer Pfleglinge, sie schöpfte Fische daraus für ihre Kranken und niemand wußte, wie Fische in den Felsenquell kamen. Einst sandte sie eine Magd mit dem Eimer, um für Leidende Fische zu holen zu dem Brunnen. Ungläubig ging die Dienerin, aber der Glaube kam ihr durch Schauen, voll Fische zog sie den Eimer aus der Krystallfluth des Bergquells. Dort gelangen der milden Fürstin jene hohen Wunder durch die Kraft des Glaubens und des Gebets, wegen welcher die fromme Vorzeit sie heilig sprach und prieß. Sie brachte so Vielen das Heil; nicht sie that Wunder, sondern Gott that diese an ihr und segnete ihr Thun. Als sie irdene Waren, Töpfe, Tiegel und Teller auf dem Markt zu Eisenach gekauft hatte für ihr Hospital und der Kärner auf dem steilen Weg ungeschickt den Karn umwarf, daß er gegen die Felswand fiel, zerbrach kein einziges Stück. Sie heilte die Lahmen, machte Blinde sehend, und in ihrem Schoße mehrten sich wunderbar die Gaben, wenn sie dort saß, Almosen spendend den Armen, die sie in ganzen Scharen umdrängten. Engel schützten und schirmten sie vor allen Gefahren, der Regen näßte ihr Gewand nicht und hatte sie den Armen ihre Kleider gegeben, sich mit den geringsten begnügend, so fand sie in ihren Gemächern wohl andere und schönere wieder, die dahin gekommen waren, sie wußte nicht wie.

(Ludwig Bechstein, TSS)