Kloster St. Nikolai
Das Kloster St. Nikolai befand sich im Osten der heutigen Altstadt, im Bereich zwischen dem Nikolaitor, der nördlich anschließenden Eisenacher Stadtmauer, der heutigen Schillerstraße bis zur Kreuzung Sommerstraße und dem östlichen Karlsplatz mit der Nikolaikirche. Das Gelände ist heute fast vollständig überbaut.
Der Aufbau des Klosters begann Anfang des 12. Jahrhunderts auf Veranlassung des Landgrafen Ludwig III. Er beauftragte seine Tante Adelheid von Thüringen, die Tochter des Landgrafen Ludwigs I. Adelheid lebte bis dahin im Kloster Drübeck bei Wernigerode als Benediktiner-Nonne und wurde so zur ersten Äbtissin des Eisenacher Klosters.
Die Nikolaikirche, ursprünglich eine schlichte romanische Kaufmannskirche, wurde repräsentativ umgebaut. Das Kloster wurde in der Folgezeit zu einer bevorzugte Stätte als Witwensitz, es diente neben der seelsorgerischen und kulturellen Bedeutung für die Stadt auch der Ausbildung und Versorgung der weiblichen adeligen Oberschicht.
Außerhalb der Stadt besaß das Kloster in zahlreichen Umlandgemeinden Wirtschaftshöfe, die das Kloster mit ihren Erträgen versorgten. Einer dieser Höfe befand sich in Fischbach, einer damals noch selbständigem Ortschaft.
1529 wurden im Zuge der Reformation alle Kirchen, Klöster und Kapellen, in welchen kein protestantischer Gottesdienst gehalten wurde, geschlossen. Die Gebäude wurden verkauft und dienten fortan anderen Zwecken. 1557 zählte das Kloster noch sieben Nonnen. Beim Großbrand von 1636 wurde auch die Gebäude des ehemaligen Nikolaiklosters stark in Mitleidenschaft gezogen.
Im 18. Jahrhundert diente das Langhaus als Fabrikationsgebäude einer Wollkämmerei-Manufaktur, Vorläufer der Eichelschen Textilfabriken. Im 19. Jahrhundert erhielt die Diakonissen-Bewegung in Eisenach das Grundstück übereignet.