VDMI — Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller
Als Standort der dritten Fahrzeugfabrik in Deutschland hatte Eisenach für die Automobilproduktion eine große Bedeutung. Am 19. Januar 1901 wurde der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller im Eisenacher Hotel Kaiserhof gegründet.
Eisenacher Tagespost vom 23. Januar 1901:
Verein Deutscher Motorindustrieller. Die am Sonnabend, 19. Januar, hier stattgehabte Versammlung der deutschen Motorfahrzeug-Fabrikanten hat einen in jeder Beziehung befriedigenden Verlauf genommen. Denn das oberste Ziel, das mit der Versammlung angestrebt wurde, ist erreicht worden, und mit dem „Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller“ haben sich die Fabrikanten eine Organisation geschaffen, die sicher viel zum weiteren Aufblühen des Automobilismus in Deutschland beitragen wird. Eröffnet wurde die Versammlung von Herrn Direktor Ehrhardt (Fahrzeugfabrik Eisenach), der die Veranlassung zur Einberufung der Versammlung näher darlegte.
Auf seinen Vorschlag wählte die Versammlung Herrn Direktor Vischer (Daimler Motorengesellschaft Cannstatt) zum Leiter der Verhandlungen. Da Herr Direktor Ehrhardt schon bei der Eröffnung der Versammlung sich eingehend gegen das Ausstellungsunwesen ausgesprochen hatte, wurde sofort in die Diskussion darüber eingetreten. In derselben traten die Herren Direktor Vischer, Generaldirektor Kleyer (Adlerwerke Frankfurt a.M.), Baron E. von Dietrich (de Dietrich & Co., Niederborn), Direktor Freund (Permanente Automobil-Ausstellung Berlin), Fabrikbesitzer Fichtel (Fichtel & Sachs, Schweinfurth) den Ausführungen des Herrn Direktor Ehrhardt bei.
Der neugegründete Verein lehnte seine Beteiligung an der Hamburger Ausstellung einstimmig ab, wie er überhaupt gegen das Ausstellungsunwesen in der Fahrzeugbranche Stellung nehmen will.
Bei der Vorstandswahl wurde Herr Direktor Vischer zum Vorsitzenden, Herr Baron de Dietrich zum Stellvertreter und die Herren Direktor Ehrhardt, Generaldirektor Kleyer und Willy Tischbein zu Ausschußmitgliedern gewählt. Der Jahresbeitrag wurde auf 20 Mark normiert und als Vereinsorgan die in Eisenach erscheinende Fachzeitschrift „Das Fahrzeug“ bestimmt.
Die Gründungsmitglieder waren: Gustav Vischer (Daimler-Motoren-Gesellschaft, Cannstatt), Eugène de Dietrich (De Dietrich et Co., Niederbronn), Ben Rachor (Adlerwerke, vormals H. Kleyer, Frankfurt am Main), Gustav Ehrhardt (Fahrzeugfabrik Eisenach), Willy Tischbein (Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie, Hannover), Moritz Hille (Dresdner Gasmotoren-Fabrik, vorm. Moritz Hille), Wilhelm Opel (Adam Opel KG, Rüsselsheim), Karl Fichtel (Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs) und Gustav Freund von der Automobiltechnischen Gesellschaft. Erster Vorsitzender wurde Gustav Vischer, Eugène de Dietrich sein Stellvertreter.
Der VDMI setzte sich für die Förderung des Straßenverkehrs ein, trat gegen belastende behördliche Maßnahmen (Besteuerung und Haftpflicht) und für Zollschutz und Kontrolle von Autoausstellungen ein. Daneben kam es zu einem Gedankenaustausch über die Höhe von Vertreter-Provisionen bei Verkäufen von Motorwagen, der Garantiezeit für Motorwagen, den Bezug steuerfreien Benzins sowie die Unfallversicherung für Rennfahrer. Eine Vereinbarung des VDMI war z. Bsp. die 1906 eingeführte Luxussteuer für Automobile, aus der sich hubraumabhängige Steuerklassen ergaben, in die Typenbezeichnung einfließen zu lassen. Aus einem Mercedes 45 PS wurde so der Mercedes 26/45 PS. Diese Steuer-PS war typisch für die Typenbezeichnungen bis Ende der 1920er Jahre.
Wenige Jahre später (1912/13) zählte der Verein, nun mit Sitz in Berlin in der Potsdamer Straße 121, 210 Mitglieder. Zum Vorstand gehörte auch Dr. Ing.h.c. Robert Bosch. Ehrenmitglieder waren Carl Benz und Direktor Maybach. 1923 wurde der Verband zum Reichsverband der Automobilindustrie (RDA).
Seit dem 2. Mai 1946 trägt die Dachorganisation der deutschen Automobilindustrie den Namen Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA). Der Verband ist Träger der Internationalen Automobilausstellungen in Frankfurt und Hannover.