Hotel Kaiserhof

1897

Der aus Niedersachsen stammende Gustav Franke (* 1870, † 1937) eröffnet am 19. Dezember unter dem Namen Kaiserhof einen modernen Hotel-Neubau in der Bahnhofstraße. Im Kellergeschoß des Südflügels befindet sich das Tunnel-Restaurant mit Wandmalereien, die Szenen aus dem Venusberg (Hörselberg) darstellen. Es ist das erste Hotel mit einem Fahrstuhl in Thüringen. Architekt ist der Geheimrat Otto March aus Berlin. Baubeginn war 1895.

Franke hatte zuvor als Angestellter im Hotel Zimmermann gearbeitet und ab 1893 das kleine Hotel Alter Kaiserhof am Karlsplatz (auf dem ehemaligen Gelände von Anhalts Färberei) geleitet. Fortwährende An- und Umbauten gestalten das Quartier an Bahnhofstraße, Wartburgallee und Nikolaitor grundlegend um und verschaffen ihm ein völlig neues Ambiente. Offen bleibt, woher Franke das Kapital für diese enormen Investitionen, deren Wert 1933 auf über 1 Mio. Goldmark geschätzt wird, hatte.

1898

Gegenüber dem Kaiserhof läßt Franke das kleine Hotel Zum Landgrafen errichten, welches er verpachtet.

1899

Der Kaiserhof wird um einen weiteren Flügel erweitert.

1901

Am 19. Januar wird der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI) im Kaiserhof gegründet. Der Verband existiert bis heute als Verband der Automobilindustrie (VDA).

1904

Die Heß’sche Bäckerei wird gekauft, dort werden Personalwohnungen eingerichtet.

1910 bis 1912

Bau des städtischen Torhauses, das mit dem Hotel verbunden wird. In den von ihm gepachteten Obergeschossen richtet Franke die Turmschänke mit der Nikolaiklause ein.

1912

Am 20. Mai wird im Hotel Kaiserhof der Verband Kaufmännischer Eingeschriebener Hilfskassen gegründet. Dieser gilt als Vorläufer des heutigen Verbandes der Ersatzkrankenkassen (VdEK). Darin sind Barmer GEK, Techniker Krankenkasse, DAK, KKH Allianz, Hanseatische Krankenkasse und HKK organisiert. Der Verband versteht sich nach eigenen Angaben als Interessenvertreter und Dienstleister für über 25,7 Millionen Versicherte. 1912 waren es 120.000.

1918

Franke kauft das städtische Torhaus mit der bis dahin nur gepachteten Turmschänke. Trömels Fleischerei wird erworben und auf dem Gelände des Farbenwerkes werden Wagenhallen erbaut.

1926

Als Pendant zum Tunnel-Restaurant eröffnet Franke im Nordflügel das Speiselokal Zwinger.

1937

Zum 40-Jährigen Jubiläum listet das Hotel beeindruckende Zahlen auf: Das Haus verbraucht jährlich 40.800 kWh Strom, 7.470 m2 Gas, 5.500 Zentner Kohlen und Koks sowie 17.800 m2 Wasser. Die Neuanschaffungen von Inventar und Mobiliar zwischen 1924 und 1933 schlugen mit 254.000 Mark zu Buche, für Heizanlagen wurden 35.000  und für den Hausschmuck 10.000 Mark ausgegeben. In einem laufenden Betriebsjahr werden 40.600 Mark für Frischfleisch, 11.900 für Wild und Geflügel, 8.700 für Wurst und Schinken und 14.200 Mark für Fische und Fischkonserven verbraucht. Pro Jahr werden 48.240 Eier, 191.320 Brötchen und 5.066 Brote verzehrt. 82.043 Mark kosten Weine, Spirituosen und Mineralwasser. Dazu komen 45.855 Liter Bier und knapp 12.000 Mark für Zigarren und Zigaretten.

1939

Alfred († 1957), der älteste Sohn von Gusav Franke, übernimmt die Leitung des Kaiserhof.

1945

Amerikanische Angebote an die Stadt betreffs einer kampflosen Übergabe werden zunächst abgelehnt. Das führt in der Nacht vom 5. auf den 6. April zu einem mehrstündigen Artillerie-Beschuß. Daraufhin erfolgt am 6. April im Kaiserhof, vorher Sitz des deutschen Kampfkommandanten, die Übergabe der Stadt durch den amtierenden Oberbürgermeister Dr. Rudolf Lotz an die US-Truppen.

Sowjetische Besatzungstruppen nutzen das Haus kurzzeitig als Kommandantur.

nach 1945

Der Kaiserhof wird in Parkhotel umbenannt und von der HO bewirtschaftet.

1967

Anlässlich der 900-Jahrfeier der Wartburg erfolgt eine umfassende Renovierung, die letzte zu Zeiten der DDR.

1991

Nicholas Miller erwirbt das Hotel von der Treuhand. Sein Großvater war von 1890 bis 1920 Eigentümer des Eisenacher Hotels Rautenkranz, woraus ein Interesse an der Wartburgstadt resultiert.

1992

Sanierungsbeginn im Parkhotel mit mehr als 30 Firmen. Es erfolgt eine Total-Sanierung des Altbaues im englischen Laura-Ashley-Stil. Alle Zimmer werden zeitgemäß ausgestatet. Aus den bisherigen Restauranträumen im ersten Geschoss entstehen eine großzügige Hotellobby mit Bar und Kamin sowie zwei repäsentative Konferenzräume. Die Wiedereröffnung erfolgt 1993 unter dem ursprünglichen Namen „Hotel Kaiserhof“.

1993

Die Lücke zwischen Altbau und Stadttor wird mit drei Ladengeschäften im Erdgeschoß geschlossen. Ebenso erfolgt die Fertigstellung des Paulaner-Kellerrestaurants Der Zwinger.

1994

Das historische Weinrestaurant Turmschänke mit einem Gastraum im Nikolaitor, dem einzigen erhaltenen Stadttor aus dem Mittelalter, wird saniert

2018

Nach drei Jahren des Leerstandes wird das historische Speiselokal Zwinger wieder eröffnet. Die Neueröffnung erweist sich allerdings als wenig nachhaltig.

2020

Der Zwinger wird im Februar zum Hofbräu am Nikolaitor.