Eisenach 1900 bis 1945

1900

1.5.: Einführung einer „Fremden-Abgabe“. Sie besagt, dass Fremde, die sich zwischen dem 1. Mai und dem 1. Oktober länger als fünf Tage in Eisenach aufhalten, pro Person 2 Mark, pro Familie 4 Mark zu bezahlen haben. Diese Verordnung wurde 1925 aufgehoben und dafür 1928 eine Kurtaxe eingeführt.

15.11.: Für den aus dem Amt geschiedenen August Müller wird Dr. Georg von Fewson Oberbürgermeister Eisenachs.

Eisenach zählt zur Jahrhundertwende 31.580 Einwohner. Damit erlebte die Stadt in den vergangenen zehn Jahren den größten Bevölkerungszuwachs seiner Geschichte. 1890 hatte die Einwohnerzahl noch 21.399 betragen. Auch im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl nochmals erheblich zu – 1910 liegt sie dann bei 38.362.

1901

Im Zuge der Erneuerung der Gerogenkirche wird mit dem Bau eines Turmes begonnen, der am 7.7.1902 eingeweiht wird.

5.2.: Im „Tivoli“ gründet sich der Konsumverein. Er eröffnet sich am 24. April seine erste Verkaufstelle im Haus Georgenstraße 24.

1902

15.5.: Das Kurhotel „Fürstenhof“ oberhalb des Kartausgartens wird seiner Bestimmung übergeben. Es ist das größte Hotel der Stadt.

22.5.: Mit einem Volksfest wird das von Wilhelm Kreis entworfene Burschenschaftsdenkmal auf der Göpelskuppe eingeweiht.

20.7.: Der Verein für Gesundheitspflege öffnet am Roeseschen Hölzchen das Luft-, Licht- und Sonnenbad.

25.-28.7.: Eisenach erlebt den III. Deutschen Automobiltag

19.10.: Am Wartenberg wird die Bismarcksäule eingeweiht.

1903

1.4.: Das ebenfalls vom Stuttgarter Bildhauer Adolf von Donndorf stammende Bismarckdenkmal wird am Eingang zum Stadtpark enthüllt.

25.9.: Nachdem sich Unregelmäßigkeiten in seiner Amtsführung herausgestellt hatten, wird Oberbürgermeister von Fewson amtsenthoben. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. Sein Nachfolger wird am 9. April 1904 Hans Schmieder, der bis 1919 amtiert.

1904

In diesem Jahr öffnen das ausgebaute Hotel „Rautenkranz“ auf dem Markt und auch der neue Eisenacher Hauptbahnhof ihre Pforten.

1905

Unter starkem Engagement von Bürgermeister Schmieder wird von der Stadtverwaltung die Wilhemsglücksbrunner Saline bei Creuzburg erworben, deren Vorbesitzer Kommerzienrat von Dreyse war.

1.1.: Das städtische Kaufmannsgericht nimmt seine Arbeit auf. Es wird am 1.7.1927 zusammen mit dem Gewerbegericht zum Arbeitsgericht umgewandelt und verstaatlicht.

13.9.: Der Gesellschaftsvertrag der Kurbad Eisenach GmbH wird geschlossen. Einen Teil des Stammkapitals trägt die Stadtgemeinde.

1.9.: Das Hotel „Karthäuser Hof“ nimmt den Hotelbetrieb auf.

1906

11.5.: Der Gemeinderat beschließt den Erwerb des Johannistals.

8.7.: Mit der Eröffnung der Trink- und Wandelhalle am Kartausgarten wird das Eisenacher Kurbad eröffnet. Anwesend ist auch der Weimarer Großherzog Wilhelm Ernst. Ausgeschenkt wird in den Wandelgängen das Wasser der „Karolinenquelle“ von der Wilhelmsglücksbrunner Saline.

1907

27.5.: Im Rahmen des 3. Deutschen Bachfestes wird das Bachhaus als Museum und Memorialstätte eröffnet.

26.9.: Eröffnung des Berghotels „Marienhöhe“ auf dem gleichnamigen Berg im Süden der Stadt. In diesem Jahr nimmt das Metallwerk Alfred Schwarz am Kupferhammer seinen Betrieb auf.

1909

16.6.: Das Eisenacher Straßenbahnnetz wird um die Verbindung vom Markt zum neuen Friedhof und vom Markt in die Frankfurten erweitert.

24.6.: Gegenüber der Wartburgauffahrt wird das Carl-Alexander-Denkmal enthüllt. Am 11. Oktober wird die Carl-Alexander-Schule am Wartenberg eingeweiht.

14./15.10.: In Eisenach findet ein Automobiltreffen mit Bergrennen statt.

1910

9.2.: Das erste Patenschiff der Stadt Eisenach, der Norddeutsche Lloyd-Dampfer „Eisenach“ macht eine erfolgreiche Probefahrt.

14.5.: Der Neubau des Amt- und Landgerichts am Theaterplatz ist fertiggestellt.

1.9.: Der neugestaltete Schwarze Brunnen in der Georgenstraße wird eingeweiht.

1911

4.5.: Der „Verband für Frauenstimmrecht“ gründet in Eisenach eine Ortsgruppe.

9.12.: Max Reger dirigiert im Stadttheater zum ersten Mal in Eisenach.

1912

24.5.: Das städtische Arbeitsamt öffnet in der Georgenstraße 26. Tags darauf beginnt der „Thüringer Hof“ seinen Hotelbetrieb.

1913

18.3.: An der Bismarckhütte öffnet ein kleiner Tierpark.

19.6.: Die Straßenbahnlinie vom Bahnhof in die Weimarische Straße nimmt ihren Verkehr auf.

1914

Im Jahre 1914 wird die schon seit dem Mittelalter in Eisenach existierende Kurrende wiederbelebt. Durch die Entfachung des Weltkrieges wird der bis dahin forschen Entwicklung der Stadt ein jähes Ende gesetzt. Das wirtschaftliche Leben und die Kurbadentfaltung erfahren eine Stagnation. Bis zu seinem Ende kostet der Weltkrieg etwa 1.400 Eisenachern das Leben.

1915

22.2.: Eine „Brotkarte“ zur Rationierung von Brot wird in Eisenach eingeführt.

1916

Dieses ist das Jahr der Rationierung fast sämtlicher Lebensmittel. Am 9. Januar wird die Milchkarte eingeführt – ab dem 6. Februar erhalten die Eisenacher Lebensmittelkarten für Butter und Fett. Der Fleischkonsum wird am 8. Mai mit der Einführung von Fleischkarten reguliert. Eine Zucker- und Seifenkarte wird ab dem 20. Mai ausgegeben. Ende Juni wird in Verbindung mit der Werneburgstiftung eine Kriegsküche eingerichtet. Eine ebensolche Kriegsküche stellt der Nationale Frauendienst im „Tivoli“ bereit. Diese wird bereits im Februar des folgenden Jahres in den „Halben Mond“ (an der Stelle des Kino „Titania“) verlegt.

1917

10.6.: Im „Engel“ gründet sich eine Ortsgruppe der USPD.

30./31.7.: Die Glocken der Georgen-, Annen-, und Kreuzkirche werden abgenommen und zerschlagen. Ihre Überbleibsel werden für kriegerische Zwecke gebraucht. Anfang September grassiert in Eisenach eine Typhusepidemie.

2.10.: Der Stadtvorstand verleiht Generalfeldmarschall von Hindenburg an Anlaß seines 70. Geburtstages das Ehrenbürgerrecht.

25.10.: Das 2. Ersatz-Bataillon 167 wird von Eisenach nach Kassel verlegt. An dessen Stelle rückt am 2. November das Ersatz-Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 83 aus Eschwege in Eisenach ein.

1918

Die zum Hotel Kaiserhof gehörende Turmschänke wird eröffnet.

3.3.: In Eisenach wird der Friedensschluß mit Rußland feierlich begangen.

30.5.: Als der Rest des o.g. Bataillons Eisenach verläßt, ist die Stadt ohne Garnison.

3.7.: Infolge der besonders unter der Jugend grassierenden „Spanischen Krankheit“ werden in Eisenach Schulschließungen vorgenommen. Ab 22. Oktober müssen wegen der Verschärfung dieser Krankheit sämtliche Schulen geschlossen werden.

Im Zuge der Novemberrevolution wird auch Eisenach von revolutionärem Gedankengut erfaßt. Am 7. November versammeln sich etwa 600 Personen in der „Clemda“. Sie entschließen sich, einen Arbeiterrat zu wählen. Zum Vorsitzenden wird Karl Hermann bestimmt. Am folgenden Tag wird in einer von der USPD einberufenen öffentlichen Versammlung im „Tivoli“ ein Soldatenrat gewählt. Eine Großdemonstration Eisenacher Arbeiter führt am 9. November von der Kaserne zum Karlsplatz. Hier verkündet Karl Hermann, dass der Arbeiter- und Soldatenrat die politische Gewalt für die Stadt und den Kreis übernommen hat. Oberbürgermeister Schmieder übergibt dem Arbeiter- und Soldatenrat die Polizeigewalt. Das Post- und Telegraphenamt und der Bahnhof werden besetzt. In einer Massenversammlung im „Fürstenhof“ am 10. November erläutert Karl Hermann die Ziele der revolutionären Bewegung. Ein Aufruf des Arbeiter- und Soldatenrates an die Eisenacher Bevölkerung ist das letzte Zeugnis dieser stürmischen Tage in Eisenach.

Der Weimarer Großherzog Wilhelm Ernst dankt ab. Die Wartburg geht 1922 an eine gleichnamige Stiftung.

1919

1.1.: Gründung der „Eisenacher Volkszeitung“, die bis 1933 erscheint.

23.2.: Bildung einer Ortsgruppe der KPD.

31.3.: Gründung der Eisenacher Volkshochschule, die am 2. Mai ihren Lehrbetrieb aufnimmt.

2.4.: Eisenach erlangt den Status einer kreisfreien Stadt. Am gleichen Tag wird das städtische Orchester gegründet.

30.6.: Oberbürgermeister Hans Schmieder scheidet aus dem städtischen Dienst. Am 12. Oktober wird der Jurist Dr. Fritz Janson (1885-1946) zum Oberbürgermeister Eisenachs gewählt und am 20. November feierlich in sein Amt eingeführt. In den schwierigen Zeiten der Weimarer Republik hat er sich große Verdienste um die Stadt erworben.

1920

Während des Kapp-Putsches im März stehen die Eisenacher hinter der Regierung Ebert. Auf dem Wartenberg wird am 15. und 16. März eine Arbeiterwehr stationiert.

3.7.: Ein großes Beethovenfest findet am 3. und 4. Juli in Eisenach statt.

1921

1.1.: Eisenach wird durch die Belegung mit dem 2. Bataillon des Infanterie-Regimentes 15 wieder Garnisonsstandort.

12.1.: Gründung der freien Volksbühne

1.4.: Der Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Thüringens bezieht das Eichelsche Schloss auf dem Pflugensberg. Noch heute residieren hier der Landesbischof und der Landeskirchenrat.

27.6.: Die Eisenacher Fahrzeugfabrik wird von der Gothaer Waggonfabrik A.G. übernommen. In Eisenach gibt es starke Bestrebungen, sich von Thüringen zu lösen und Hessen-Nassau anzuschließen.

1922

20.4.: Konstituierung der Wartburgstiftung

4.6.: Zwanzig Jahre nach der Einweihung des Burschenschaftsdenkmals wird das Burschenhaus eröffnet.

16.8.: Der Schulneubau des Ernst-Abbe-Gymnasiums wird seiner Bestimmung übergeben.

1.10.: Die Stadt Eisenach vollzieht die Eingemeindung von Eichrodt, Wutha, Stockhausen, Trenkelhof, Stregda, der Wartburg, Mittelshof, Dürrerhof und Ramsborn. Am gleichen Tag wird im Zuge der Inflation an die Eisenacher Notgeld im Gesamtbetrag von 15 Mio. Mark ausgegeben.

9.12.: Am Turm der Georgenkirche wird das Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Eisenacher eingeweiht.

17.12.: Gründung des Vereins „Freunde der Wartburg“.

Im Jahre 1922 tritt an die Stelle der Bürgergemeinde die Einwohner-Gemeinde – der Erwerb des Bürgerrechts durch Geldzahlung wird aufgehoben.

1923

1.4.: Eröffnung der staatlich anerkannten Frauenfortbildungsschule, die der Ida-Stiftung angegliedert ist. Im Mai vereinigen sich Stadt- und Stiftungssparkasse.

20.6.: Das Kindererholungsheim auf der Marienhöhe wird eröffnet.

18.8.: An die Eisenacher wird Notgeld zu 1 und 2 Mio. Mark ausgegeben. Am 7. November beläuft sich die Gesamtsumme des ausgegebenen Geldes auf 100 Milliarden Mark.

19.8.: Der Lutherische Weltkonvent tagt vom 19. bis 24. August im Fürstenhof.

1.10.: Die Stadt gemeindet Stedtfeld ein.

20.11.: Die Landwirtschaftsschule wird von Marksuhl nach Eisenach verlegt. Sie erhält ihre Räume in der früheren Stiftungssparkasse am Predigerplatz.

1924

19.3.: In der Gambrinushalle hält der „Stahlhelm“ eine erste Versammlung ab.

4.4.: Im Hotel „Zum Landgrafen“ gründet sich vermutlich die NSDAP-Ortsgruppe.

30.9.: Die 1922 und 1923 eingemeindeten Ortschaften Eichrodt, Wutha, Stockhausen, Stregda, Mittelsdorf, Dürrerhof und Stedtfeld werden wieder ausgemeindet.

5.11.: Eröffnung des städtischen Säuglings- und Kinderheims an der Rennbahn.

1925

3.5.: Die von Curt Elschner der Stadt gestifteten Kunstsammlungen werden als „Curt-Elschner-Galerie“ im Eisenacher Schloß gezeigt. Am 27. Januar 1926 wird der Geheime Kommerzienrat Curt Elschner zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

Infolge einer Ende 1925 einsetzenden allgemeinen Wirtschaftkrise kommt es auch in Eisenach zu Entlassungen und Kurzarbeit. Im März 1926 zählt Eisenach 1.600 Erwerbslose. Im Januar 1927 sind es 2.123.

Die Arbeitslosigkeit geht 1927/28 wieder stark zurück.

1926

Die zum Hotel Kaiserhof gehörende Gaststätte Zwinger wird eröffnet.

11.2.: In der Moltkestr. 13 wird das Reinhardt-Vierecke-Rentnerheim der Stadtgemeinde eröffnet.

27.6.: Auf dem Karlsplatz wird das Ärztedenkmal enthüllt.

1.11.: Die nord-, süd- und oststädtischen Volkskindergärten werden von der Stadt übernommen. In den Jahren 1926 und 1927 erfolgt der Ausbau der nach den führenden Teilnehmern des Wartburgfestes von 1817 benannten Straßen am Wartenberg.

1927

13.1.: Der NSDAP-Vorsitzende Adolf Hitler kommt nach Eisenach und spricht im vollbesetzten Fürstenhofsaal.

1.7.: Das jahrzehntelang mit der Stadtverwaltung verbundene Kaufmanns- und Gewerbegericht wird als Arbeitsgericht verstaatlicht.

6.8.: Den Till-Eulenspiegel-Brunnen vor dem Eisenacher Theater stiftet Curt Elschner.

5.8.: Die Wartburg wird erstmals elektrisch beleuchtet.

1928

7.9.: Nuntius Pacelli, der später als Papst Pius XII. in die Geschichte eingeht, besucht die Wartburg.

26.8.: Der Dichter Friedrich Lienhardt zieht nach Eisenach.

1.10.: Die Eisenacher Dixi-Werke werden von den Bayerischen Motorenwerken übernommen.

1.11.: Das bislang städtische Arbeitsamt wird der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenfürsorge angegliedert.

1929

1.4.: Die Steuererhebung geht in den Finanzdienst über.

27.5.: Die Wartburgstiftung beschließt die Anlage eines großen Parkplatzes im roten Steinbruch unterhalb der Wartburg.

16.11.: Der Fürstenhofsaal brennt ab.

1930

23.5.: Der Fürstenhofsaal wird nach erfolgter Renovierung wieder seinen Zwecken zugeführt.

1.7.: Die Stadt erwirbt den Kartausgarten.

30.8.: Die Thüringer NSDAP veranstaltet ein Wartburgtreffen, an dem auch Hermann Göring, Fritz Sauckel und Wilhelm Frick teilnehmen.

31.8.: Das Luftschiff „Graf Zeppelin“ überfliegt gegen 12.45 Uhr Eisenach, als auf dem Markt die Nationalsozialisten versammelt sind.

29.10.: Bei einer SPD-Kundgebung im „Fürstenhof“ werden ebenfalls anwesende Nationalsozialisten schwer verprügelt.

1931

Die Weltwirtschaftkrise bedroht die Existenz des Eisenacher BMW-Werkes und der Kammgarnspinnerei.

Vom 19. August bis 19. November wird Geheimrat Dr. Gelpcke als Staatskommissar zur Regulierung des städtischen Haushaltes in der Eisenacher Stadtverwaltung eingesetzt.

1932

5.7.: Im „Fürstenhof“ wird die Rote Einheitsfront gegründet.

1933

31.1.: Eine Demonstration Eisenacher Bürger gegen die Machtübernahme Adolf Hitlers wird am Nachmittag durch berittene Polizei verhindert.

6.2.: Verbot der sozialdemokratischen „Eisenacher Volkszeitung“, das durch den Beschluß des Reichsgerichts am 16. Februar wieder aufgehoben wird.

25.2.: Eine Wahlversammlung der SPD im „Fürstenhof“ wird aufgelöst – eine von der SPD ausgehende Kundgebung am 26. Februar wird verboten.

1.3.: Die „Eisenacher Volkszeitung“ wird beschlagnahmt. Am 4. März erscheint sie letztmalig, jedoch mit weißen Zensurlücken. Trotzdem kann folgende Wahlkampfparole abgedruckt werden. „Freiheit! Auf ein Leben und Tod! Trotz allem an die Urne für Liste 2 (SPD)! Wahl ist geheim!“ Am folgenden Tag geht die NSDAP siegreich aus den Reichstagswahlen hervor.

7.3.: Auf dem Rathaus weht die Hakenkreuzfahne.

8.3.: In der überfüllten Georgenkirche läßt die NSDAP einen Dankgottesdienst für die Machtübernahme abhalten.

12.3.: Auf dem Metilstein hißt Otto Speßhardt die Rote Fahne.

26.4.: Im Zuge der einsetzenden Gleichschaltungsmaßnahmen wird der Eisenacher Stadtrat neu gebildet. Die NSDAP-Fraktion übernimmt dessen Führung.

20.4.: Am Geburtstag Adolf Hitlers wird die Wartburg-Waldbühne eingeweiht.

1.5.: In Eisenach im Zuge der sog. „nationalen Revolution“ werden mehrere Straßen umbenannt. Der Marktplatz wird zum „Adolf-Hitler-Platz“, die Querstraße zur „Schlageterstraße“, die Katharinenstraße zur Horst-Wessel-Straße“.

In Eisenach leben 378 jüdische Bürger bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 45.831 (im Jahre 1934).

7.9.: Vom 7. bis 9. September treffen sich führende nationalsozialistische Kulturpolitiker zu einer ersten Tagung des „Reichsverbandes Deutsche Bühne“ in Eisenach.

1.10.: Mit der Übernahme seiner Leitung durch Rolf Ziegler wird das eigenständige Eisenacher Stadttheater wieder ins Leben gerufen.

1934

13.5.: In der Georgenkirche erfolgt die feierliche Amtseinführung von Landesbischof Martin Sasse. Die Amtseinführung wird umrahmt von einer Kundgebung der „Deutschen Christen“ im „Fürstenhof“ und auf dem Markt. 24.6.: Das Fritz-Sauckel-Bad an der Katzenaue wird der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben.

2.7.: Bei einem Großfeuer wird der Wartburggasthof schwer beschädigt.

4.-7.7.: Eisenach ist Ort der ersten Reichstagung der „Nationalsozialistischen Kulturgemeine“, die aufsichtsführend über den kulturellen Aktivitäten steht. Diese in Eisenach durchgeführte Tagung stellt eine weitere und höhere Stufe der Gleichschaltungsmaßnahmen im kulturellen Leben des Deutschen Reichs dar.

15.7.: Hermann Köhler löst den bisherigen NSDAP-Kreisleiter Martin Seidel in seiner Funktion ab. Die Geschäftstelle der NSDAP-Kreisleitung befindet sich im Haus Karlsplatz 13. Feierliche Verabschiedung des II. Bataillons Infanterie-Regiment 15 mit großem Zapfenstreich und Feldgottesdienst.

1.10.: Willie Schmitt übernimmt die Intendanz des Stadttheaters.

29.11.: Die Eisenacher Kurrende singt im Berliner Reichskanzleramt vor dem Reichskanzler.

1935

22.6.: Das Eisenacher Gymnasium feiert sein 750-jähriges Bestehen.

12.10.: Der Hitler-Stellvertreter, Rudolf Heß, besucht mit 300 „alten Kämpfern“ Eisenach und die Wartburg.

18.10.: Die Verbände der Deutschen Burschenschaften werden auf der Wartburg aufgelöst und in den „Nationalsozialistischen Studentenverband“ überführt.

20.10.: Das aus Schlesien nach Eisenach verlegte Panzerregiment II bezieht die neu gebauten Kasernen am Ludendorffwall (heute Ernst-Thälmann-Straße).

1936

Im November 1936 wird die Amtskette des Oberbürgermeisters eingeführt.

1937

9.1.: Einzug der von Kassel nach Eisenach verlegten Panzer-Abwehr-Abteilung 37 in die neuen Kasernengebäuden. Zusammen mit den Wohnblöcken von BMW entsteht somit im Nordwesten der Stadt ein neuer Stadtteil.

2.3.: An den Tagen 2. und 14. März veranstalten die „Bekennenden Christen“ und die Deutschen Christen voneinander getrennte Großkundgebungen.

31.3.: Oberbürgermeister Dr. Janson verabschiedet sich in einem Betriebsappell von seinen Mitarbeitern. Unter Verleihung des Ehrenbürgerbriefes am 18.3. wird Janson in den Ruhestand geschickt. Offizielle Begründung für die Ablösung Jansons ist der §44 der deutschen Gemeindeordnung, in dem ein Wechsel des Verwaltungspersonals empfohlen wird, um der Verwaltungsarbeit neue Impulse zu geben. Friedrich Janson gilt als einer der bedeutendsten Bürgermeister Eisenachs im 20. Jahrhundert. In den politisch wirren Zeiten der Weimarer Republik hat er es vermocht, das Ruder der Stadtverwaltung fest in seinen Händen zu halten. Die Entwicklung der Stadt in wirtschaftlicher, infrastruktureller und kultureller Beziehung hat er ausschlaggebend gefördert. Genannt seien hierfür die Übernahme des Elektrizitätswerkes in städtische Hand und die Entstehung von Wohnsiedlungen am Wartenberg, am Kirschberg und in der sog. Hofferbertaue. Mit Janson scheiden der verdiente Bürgermeister Oberbaurat Hofferbert, Stadtkämmerer Eckel und Stadtrat Sachse mit gleicher Begründung aus dem Amt.

3.4.: Dr. Herbert Müller-Bowe (1896 – 1979) wird auf der Wartburg offiziell du feierlich ins Amt des Oberbürgermeisters eingeführt.

14.5.: In der Gagfah-Siedlung am Kirschberg und Ramsberg wird Richtfest gefeiert. Hier entstehen 130 Gagfah-Heimstätten.

2.7.: Die Zigarrenfabriken Bruns feiern 100-jähriges Jubiläum.

1938

12.3.: Anlässlich des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich findet eine Feier auf dem Markt statt.

31.3.: Mit der Auflösung der Brunnenverwaltung verabschiedet sich die Stadt entgültig von den Plänen, Weltkurbad werden zu wollen.

11.4.: Auf Betreiben der Nationalsozialisten wird auf dem Bergfried der Wartburg anstelle des lateinischen Kreuzes ein Hakenkreuz aufgestellt. Am 14. April wird das Hakenkreuz aufgrund internationaler Proteste wieder abgenommen und am 23. April die ursprüngliche Bekrönung des Bergfrieds mit dem lateinischen Kreuz wiederhergestellt.

13.4.: Im Bechtholsheimschen Palais wird das „Heim der SA“ eingerichtet.

9.11.: Wie im gesamten Deutschen Reich hat die sog. „Kristallnacht“ vom 9. zum 10. November auch für die noch in Eisenach lebenden Juden verheerende Auswirkungen. Jüdische Geschäfte und Wohnungen werden teilweise zerstört und geplündert, die Synagoge in der Wörthstraße wird verwüstet und in Brand gesteckt, so dass sie später abgerissen werden muss, jüdische Bürger werden teilweise inhaftiert und in der Goethe-Turnhalle zusammengetrieben.

1939

13.8.: Das Panzerreiterdenkmal am Ludendorffwall wird eingeweiht (heute auf dem Jacobsplan). Künstler der Plastik ist Erich Windbichler. In diesem Jahr wird auch das heute Elisabeth-Gymnasium als Hans-Schemm-Schule ihrem Zweck übergeben. Später dient es als Lazarett und als Casino.

3.9.: Der Beginn des 2. Weltkrieges wird für die Eisenacher durch einen ersten, allerdings blinden Fliegeralarm in den Abendstunden spürbar. Bis zum Kriegsende lassen etwas 2.000 Eisenacher ihr Leben im Krieg.

1940

15.11.: Unter dem Vorwurf, „Rassenschande“ im Sinne der irrwitzigen NS-Gesetzgebung begangen zu haben, werden ein polnischer Zwangsarbeiter und eine Eisenacherin im Stile mittelalterlicher Anprangerung auf dem Markt an einen Schandpfahl gebunden. Tausende Eisenacher wohnen dieser Zurschaustellung bei.

1941

Das bislang städtische Eisenacher Theater wird vom Land Thüringen übernommen. Im September wird den 145 noch in Eisenach verbliebenen Juden die Benutzung der Straßenbahn untersagt.

1942

20.2.: Die Glocken der Georgenkirche werden als Kriegsmetallspende vom Georgenkirchenturm abgenommen.

Am 9. Mai und 19. September erfolgen zwei größere Deportationen Eisenacher Juden in Vernichtungslager. Nur noch wenige Juden verbleiben in der Stadt.

1944

24.2.: Ein erster Fliegerangriff auf Eisenach kostet 41 Menschenleben. Vom Fliegerangriff auf Eisenach sind besonders der Wartenberg, die Amrastraße und die Ebertstraße betroffen. 53 Wohnhäuser sind beschädigt.

11.3.: Der 19jährige polnische Zwangsarbeiter Stanislaus Chudy wird wegen angeblichen Tabakdiebstahls gehängt.

5.5.: Das Burschenhaus wird vom Abteilungsstab Eisenach der Flakgruppe Thüringen in Anspruch genommen.

20.7.: Ein Fliegerangriff durch amerikanische Bomber fordert 27 Menschenleben. Besonders betroffen sind die Tiefenbacher Allee und die Graf-Keller-Straße.

11.9.: Eisenach ist wiederum Ziel eines Luftangriffs, der in vier Wellen von Osten kommend geflogen wird.

23.11.: Englische Luftmienen richten in der Lutherstraße und auf dem Frauenplan schwere Zerstörungen an. Bachhaus und Lutherhaus liegen in Trümmern. Aufgrund fortgesetzter Luftangriffe werden auf dem Karlsplatz, vor dem Bahnhof, auf dem Frauenplan, in der Horst-Wessel-Straße, Franz-Seldte-Platz und auf dem Adolf-Hitler-Platz Feuerlöschteiche angelegt.

1945

8.1.: Auf dem Markt werden Einheiten des Volkssturms feierlich vereidigt. Die sind für den Kampf an der Ostfront bestimmt.

9.2.: Beim letzten Luftangriff auf Eisenach wird die Ostseite des Marktes in Schutt und Asche gelegt. Auch das Rathaus wird größtenteils zerstört. Die insgesamt sieben auf Eisenach geflogenen Luftangriffe, die vorrangig der für die Rüstungsproduktion genutzten Eisenacher Werke der BMW galten, kosten 321 Menschenleben.

31.3.: Oberbürgermeister Müller-Bowe verabschiedet sich in der Ratsherrensitzung aus seinem Amt. In Erwartung feindlicher Armeen setzt er sich am 2.4. aus Eisenach ab.

4.4.: NSDAP-Kreisleiter Hermann Köhler bestellt den Ratsherren Dr. Rudolf Lotz zum Stadtoberhaupt. Dieses Amt nimmt er bis zum 7. Mai des gleichen Jahres wahr. Am gleichen Tag verabschiedet sich auch Kreisleiter Köhler.

5.4.: Oberbürgermeister Lotz wird die Entscheidung des kommandierenden Generals übermitteln, dass Eisenach gegen die anrückenden amerikanischen Truppen, wonach bis zum Morgen des darauffolgenden Tages die Häuser der Stadt weiß geflaggt sein sollen, wenn Eisenach einem Bombardement entgehen will. Die Kampfkommandanten der Stadt und des Kreises lehnen Verhandlungen mit den Amerikanern über eine kampflose Übergabe Eisenachs ab.

In der Nacht zum 6. April kommt es zu einer dreistündigen Beschießung der Stadt durch amerikanische Truppen. Die Kampfkommandanten setzen sich ab. Die Truppen der Deutschen Wehrmacht ergeben sich. In den Morgenstunden zum 6. April wird die Stadt den Amerikaner übergeben. Noch am gleiche Tag findet im Kaiserhof die erste Besprechung zwischen Oberbürgermeister Lotz und amerikanischen Offizieren statt. Angeordnet wird die Ablieferung aller Waffen und ein Ausgehverbot für 48 Stunden. Die amerikanischen Besetzer beziehen das Elektrohaus am Karlsplatz. Befehlshaber über die Stadt Eisenach ist Oberleutnant Hanstone.

7.5.: Die amerikanischen Besetzer bestimmen den sich auf der Durchreise gerade befindlichen Dr. Ernst Fresdorf (1889 – 1965) zum Oberbürgermeister der Stadt.

2.7.: Die Rote Armee zieht in Eisenach ein und löst die Amerikaner als Besatzungsmacht ab. Ihre Kommandantur richten sie nach kurzzeitiger Nutzung des Hotels Kaiserhof im Gerichtsgebäude am Theaterplatz ein.

25.7.: Von den sowjetischen Besatzungstruppen wird Oberbürgermeister Fresdorf unter Anschuldigung des Devisenvergehens verhaftet. Bis 1950 ist er in Buchenwald interniert.

27.7.: Der erst kurz vorher aus dem Konzentrationslager zurückgekehrte Sozialdemokrat Karl Hermann (1885-1973) übernimmt die Funktion des Stadtoberhauptes von Eisenach.

7.8.: Das Eisenacher Theater nimmt wieder seinen Spielbetrieb auf. Als erstes Stück wird Lessings „Nathan der Weise“ aufgeführt.

1.10.: In Eisenachs Schulen beginnt wieder der Unterricht.

Das Hotel Kaiserhof wird in Parkhotel umbenannt.