Die Hörselberge: Im Reich der Liebesgöttin Venus

Die Hörselberge sind reich an Sagen: Frau Holle und die Liebesgöttin Venus wohnten angeblich in den Felsen. Außerdem hat ein Schafhirte Wundersames erlebt und auf dem Großen Hörselberg weht immer Wind. So zugig ist es auf dem Kalkstein-Kamm in 484 Metern Höhe. Mit Blick auf Wartburg und Inselsberg kann sich der Wanderer gut vorstellen, wie es in stürmischen Herbst- und Winternächten gewesen sein muss, als die germanische Göttin Hulda ihre Höhle im Berg verlassen hat, um mit ihrem wilden Heer aus gefallenen Kriegern im Thüringer Wald zu jagen.

Aus Hulda, auch Holla oder Holba genannt, wurde bei den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm Frau Holle. Das Märchen von der weißen Frau, die ihre Betten ausschüttelt und damit auf der Erde für Schnee sorgt, kennt jedes Kind. Frau Holle wohnt also in den Hörselbergen.

Nach der Christianisierung war es mit dem germanischen Götterkult vorbei. Stattdessen richtete der Sage nach nun die schöne Venus ihren luxuriösen Palast im Inneren des Bergs ein. Sie lockte ehrbare Ritter in ihr Reich, um sie zu verführen. Dazu gehörte der Minnesänger Tannhäuser, der die Wartburg verlassen hatte, um der Geliebte von Venus zu werden.

Inspiration für Wagners Tannhäuser-Oper

Der Stoff der Venussage hat Richard Wagner zu seiner weltbekannten Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ inspiriert. Der Komponist sah die Gegend auf einer Fahrt von Paris nach Dresden im April 1842:

„Einen wirklichen Lichtblick gewährte mir die Begegnung der Wartburg, an welcher wir in der einzigen sonnenhellen Stunde dieser Reise vorbeifuhren. Der Anblick des Bergschlosses … regte mich ungemein warm an. Einen seitab von ihr gelegenen fernen Bergrücken stempelte ich sogleich zum ‘Hörselberg’, und construirte mir so, in dem Thal dahin fahrend, die Scene zum dritten Akt meines ‘Tannhäusers’…“

Die Oper wurde 1845 in Dresden uraufgeführt, und der Hörselberg mauserte sich in der Folge im 19. Jahrhundert zum Sehnsuchtsort. Das nutzte die Gothaer Sektion des Thüringerwald-Vereins. Sie ließ 1890 nicht nur das Hörselberghaus als Vereinsheim, Schutz- und Gasthaus errichten sondern erschloß die Venushöhle als Wanderziel und warb für deren Besuch. Später entdeckte man unweit eine weitere Felsspalte, die vom geschäftstüchtigen Wirt des Hörselberghauses zur Tannhäuserhöhle getauft wurde. Man hegte sogar Pläne für den Bau einer Seilbahn. Doch die Kosten waren zu hoch.

Kiosk statt Gasthaus

Das Gasthaus wird in der Gegenwart nicht betrieben. In unmittelbarer Nachbarschaft wird eine Kioskversorgung angeboten, freitags bis sonntags, von April bis Oktober. Wer vom Großen Hörselberg zur Venushöhle und hinunter in den Zapfengrund bei Schönau wandert, kommt an einem weiteren sagenhaften Ort vorbei, am Jesusbrünnlein. In großer Hitze drohten ein Schäfer und seine Herde zu verdursten. In seiner Not bat der Hirte Gott um Hilfe und wurde erhört: Wasser sprudelte aus dem Fels. Eine Wanderung in den Hörselbergen hat vieles zu bieten: geheimnisvolle Höhlen, mystische Orte und wunderschöne Ausblicke. Lage und Öffnungszeiten Die Hörselberge sind per Auto über die Autobahn A4, Abfahrt Sättelstädt, und die Bundesstraße B7 sowie per Regionalbahn Erfurt-Eisenach mit Ausstieg in Sättelstädt, Schönau oder Wutha-Farnroda erreichbar. Das Hörselberghaus auf dem Gipfel ist zurzeit als Gaststätte geschlossen, Imbissversorgung von April bis Oktober, Freitag bis Samstag, 11 bis 17 Uhr. Die Venushöhle ist von November bis März verschlossen, weil Winterquartier für Fledermäuse.